Orthopädiezentrum Kurfürstendamm

Dr. Thomas Czerlitzki, Dr. Alexander Putzo
Kwame Boaten, Daniel Hennig
Dr. Kerstin Siemßen

Impingement-Syndrom der Hüfte: Einklemmungssyndrom des Hüftgelenkes (FAI)

Zwicken in der Leiste? Langes Sitzen unerträglich? Dumpfer Schmerz im Oberschenkel? Hinter diesen Symptomen könnte sich ein Einklemmungssyndrom des Hüftgelenkes (FAI) verbergen. Frühe und präzise Diagnostik macht konservative Therapie erfolgreich und hilft, gravierende Folgeschäden zu vermeiden.

Das Hüftgelenk ist eines der großen und stark belasteten Gelenke unseres Körpers. Die Gelenkpfanne des Beckens umfasst den Hüftkopf etwa zur Hälfte. Die Gelenkpfanne wird durch eine Gelenklippe aus Fasergewebe, das sogenannte Labrum, ergänzt. Durch diesen Aufbau als Kugel- oder Nussgelenk wird einerseits eine hohe Beweglichkeit in allen Ebenen ermöglicht, die Formschlüssigkeit des Gelenkes führt aber auch zu einer guten Stabilität des Gelenkes.

Veränderungen der Form der Gelenkpartner, durch Verschleiß, aber auch nach Unfällen, führen dazu, dass es zu einem Anschlagen der knöchernen Gelenkpartner kommt. Häufig wird dabei die Gelenklippe, das Labrum des Hüftgelenkes, eingeklemmt. Man spricht daher von einem Einklemmungssyndrom oder Impingement-Syndrom des Hüftgelenkes.

Schmerzen entstehen dabei vor allem bei Beugung und Rotation im Gelenk. Die Beschwerden treten häufig zunächst nach intensiver Belastung des Gelenkes oder auch nach langem Sitzen auf. Es kommt zu stechenden oder dumpfen Schmerzen in der Leistengegend, die in den Oberschenkel und auch das rückseitige Becken ausstrahlen können.

Anamnese und Diagnostik

Schon die genaue körperliche Untersuchung des Hüftgelenkes kann wichtige Hinweise auf das Vorliegen eines Impingement-Syndroms bringen. In der weiterführenden Diagnostik können dann Sonographie- (Ultraschall), Röntgen- oder MRT-Aufnahmen (Magnetresonanztomographie) des Gelenkes durchgeführt werden, um den genauen Mechanismus des Impingement-Syndroms und dessen Ausprägung darzustellen.

Häufig entstehen knöcherne Veränderungen am Schenkelhals unterhalb des Hüftkopfes oder am Rand der Gelenkpfanne. Es resultieren hieraus zwei Unterformen des Impingements, das CAM Impingement des Schenkelhalses und das PINCER Impingement der Gelenkpfanne. Beide Formen führen im Rahmen einer andauernden mechanischen Irritation häufig zu Labrumläsionen, die ihrerseits Schmerzen verursachen.

Da sich die mechanische Reizung zwischen dem Femur (Hüftkopf) und dem Acetabulum (Hüftpfanne) abspielt, wird das Engpasssyndrom der Hüfte auch Femoro-Acetabuläres Impingement (FAI) genannt.
Unbehandelt kann ein FAI zu Knorpelverschleiß, und auf lange Sicht zur Arthrose führen. Damit ist das FAI ein Risikofaktor für die Entstehung einer Hüftgelenksarthrose.

Behandlung und Therapie bei FAI

Ist durch eine sorgfältige Diagnostik ein FAI gesichert, sollte zunächst mit konservativen Maßnahmen die hüftumgreifende Muskulatur behandelt werden. Auch die Dehnung der Kapsel des Gelenkes ist häufig hilfreich. Wichtig ist auch, eine Laufanalyse durchzuführen, da Fehlrotationen im Hüftgelenk beim Laufen mechanische Irritationen auslösen können. Aktive Einlagen sind in diesen Fällen ein wirksames Mittel der Therapie. Die Einnahme von antientzündlichen Medikamenten wie NSAR (z. B. Diclofenac oder Ibuprofen) ist zu Therapiebeginn kurzzeitig sinnvoll, wenn die Sonographie oder das MRT deutliche Entzündungsreaktionen zeigen.

Auch die Akupunktur kann im Therapiekonzept eine Rolle spielen, ebenso wie intraartikuläre Injektionen (Spritzen in das Gelenk) bei schon fortgeschritteneren Veränderungen. Wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind, ist auch eine operative Intervention zu erwägen.

Ziel dieser Maßnahmen ist es, die ursprüngliche Form der Gelenkpartner wiederherzustellen. Heute kann dies häufig über arthroskopische Verfahren (Schlüssellochchirurgie) erreicht werden. Auch Labrumläsionen können durch diese minimalinvasiven Verfahren behandelt werden. Damit das Hüftgelenk nach der Therapie wieder schmerzfrei funktionieren kann, ist es wichtig, dass der Gelenkknorpelverschleiß noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Sollte schon ein erkennbarer Verschleiß vorliegen, kann einen Behandlung mit Hyaluronsäure in Betracht gezogen werden.

Fazit:

Das Impingement-Syndrom der Hüfte (FAI) lässt sich bei frühzeitiger Diagnosestellung gut konservativ behandeln. Wichtig ist jedoch eine präzise Abklärung der Erkrankung und ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn, um Folgeschäden wie die Entstehung einer Hüftgelenksarthrose, möglichst zu vermeiden.